#Allyship

Allyship beschreibt den Prozess der aktiven Verbündetenschaft einer privilegierten Person mit Menschen aus einer gesellschaftlich unterdrückten Gruppe.

Der Begriff kann mit „Solidarität“, „Parteilichkeit“ oder „Verbündetenschaft“ ins Deutsche übertragen werden. Allys sind Menschen, die aufgrund ihrer Nationalität, ihres Alters, Geschlechts, Religion, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, sexueller Orientierung oder der sozialen Herkunft gesellschaftliche Vorteile genießen und diese für weniger Privilegierte nutzen. Ziel ist es, die zugrundeliegenden Macht- und Ungleichheitsverhältnisse zu überwinden.

Handeln, statt labeln
„Ally sein“, die Selbstbezeichnung als Verbündete*r, steht der eigentlichen Idee von Allyship entgegen. McKenzie (2013) sagt dazu: „actions count; labels don’t“.
Allyship ist in seiner Grundidee keine Identität und keine Performance, sondern ein Prozess, ein aktives Tun.

Es geht darum, zuerst bei sich selbst anzusetzen, indem sich eigeninitiativ mit den eigenen Vorurteilen und der eigenen Beteiligung am unterdrückenden System auseinandersetzt wird: Inwiefern profitiere ich vom status quo? Bin ich beispielsweise ein cis-Mann profitiere ich vom Patriarchat, bin ich eine heterosexuelle Frau von Heteronormativität. Das damit verknüpfte Denken gilt es (immer wieder) zu erkennen und zu verlernen, was eine andauernde Beschäftigung mit sich selbst und seiner Umwelt nötig macht. Verlernen und Neulernen ist die Grundlage von Allyship.

Wichtig ist dabei, selbst zum (aktiven) Sprachrohr der Gruppe zu werden, die unterstützt wird. Es geht nicht darum, sich selbst zu profilieren oder in den Vordergrund zu rücken. Stattdessen gilt es eine Balance zu finden zwischen dem Einsatz für die Ziele, denen man sich anschließt, und dem bewussten Zurücktreten, um den Betroffenen nicht die eigene Bühne zu nehmen. Die Betroffenen bestimmen den Diskurs, man selbst unterstützt. Das Handeln muss von den Menschen, mit denen diese Verbündetenschaft eingegangen werden soll, anerkannt werden – das ist das beste Prädikat für gutes Allyship.

So kann es aussehen
Grundlegend ist, die eigenen Privilegien und die damit verbundenen Ressourcen (sei es Zeit, Geld, Fähigkeiten oder Kontakte) zu nutzen, um die zu unterstützen, die diese Möglichkeiten nicht oder in geringerem Umfang haben. Das kann heißen:

  • Die Begriffe und Terminologie der Community zu übernehmen.
  • Geplante Proteste und Demos zu unterstützen.
  • Die Botschaften verstärken, ohne die dahinterstehenden Leistungen als die eigenen zu verkaufen (stattdessen mit Verweis auf die, die die Arbeit vor einem gemacht haben).
  • Menschen aus der Community zu empfehlen und Schlüsselpositionen mit ihnen zu besetzen.
  • Ihre Fähigkeiten in entscheidenden Situationen positiv hervorzuheben, um ihnen so ggf. den Zutritt zu Räumen zu ermöglichen, aus denen sie sonst ausgeschlossen wären.
  • Ehrenamtliches Engagement.
  • Und vieles mehr…

 Kritik
Allyship wird als Begriff inzwischen von einigen Menschen kritisch betrachtet, vor allem, weil damit das oben beschriebene performative Verhalten in Verbindung gebracht wird, bei der die eigentliche Sache in den Hintergrund rückt. Um dem zu entgehen, gibt es Alternativbezeichnungen wie zum Beispiel „currently operating in solidarity with” (McKenzie, 2013).

Scaramuzzo/ Bartone/ Young (2021) führen den Begriff nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich weiter und sprechen von „bidirectional allyship“. Damit wollen sie dem Umstand entgegenkommen, dass die wenigsten Menschen ausschließlich privilegiert beziehungsweise ausschließlich deprivilegiert, sondern wir meist beides zugleich sind. Das heißt in der Konsequenz, dass wir alle Allyship leben können – denn jede*r von uns hat etwas zu geben.

Es ist nie zu spät, anzufangen
Ally sein funktioniert nur, wenn man die Herausforderung der Menschen kennt, die man unterstützen will. Dieses Wissen durch zum Beispiel Fortbildungen aufzubauen ist deshalb ein erster wichtiger Schritt. Du möchtest direkt loslegen?

Basiswissen zu geschlechtlicher Vielfalt: Den Selbstlernkurs BIT* | Basics Inter* und Trans* findest du hier.

Know How zu gender- und diversitätsreflektierter Pädagogik: Den Selbstlernkurs #connect findest du hier .

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