
#Adultismus
Adultismus ist eine Diskriminierungsform, die die ungleiche Verteilung von Macht zwischen Erwachsenen und jüngeren Menschen beschreibt. Er bezieht sich auf die Benachteiligung und Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen und stellt vermutlich die erste grundlegende Unterdrückungserfahrung dar.
Beispiele für Adultismus
Auf der sprachlichen Ebene ist z. B. die Aussage „Du verstehst das noch nicht, du bist zu jung“, adultistisch. Sie impliziert, dass das Kind oder die*der Jugendliche nicht in der Lage ist, etwas zu verstehen, nur, weil sie*er ein bestimmtes Alter noch nicht erreicht hat. Die Aussage stellt die erwachsene Person als alleinige Wissende dar. Ein anderes Beispiel ist die Aussage „Sei jetzt nicht so kindisch“. Diese wertet das Verhalten des Kindes oder der jugendlichen Person ab, indem die Art des Ausdrucks oder Verhaltens als minderwertig dargestellt wird.
Auf der institutionellen Ebene werden z. B. in vielen Bildungseinrichtungen Lehrpläne erstellt, die ausschließlich aus der Perspektive der Erwachsenen und deren Vorstellungen von „wichtigem Wissen“ entwickelt werden. Die Interessen, Bedürfnisse, Lebensrealitäten und das Wissen der Schüler*innen werden dabei oft nicht berücksichtigt.
Ein soziales Konstrukt
„Kindsein“ und „Erwachsensein“ sind soziale Konstrukte, die sich im Laufe der Zeit verändert haben und von verschiedenen gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und historischen Kontexten abhängen. Die soziale Konstruktion „Kindsein“ basiert auf der Vorstellung von Unmündigkeit, Abhängigkeit oder der Notwendigkeit, von Erwachsenen geführt und geschützt zu werden. Es steht außer Frage, dass Kinder in bestimmten Situationen geschützt werden müssen. Was Adultismus kritisiert, ist die ungleiche Machtverteilung und die systemische Diskriminierung von jungen Menschen, die aufgrund ihres Alters als weniger kompetent angesehen werden. Die Folge ist, dass ihre Stimmen oftmals nicht ernst genommen und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
„Erwachsensein“ wird mit einer Reihe von zugeschriebenen Eigenschaften verbunden, die sie von jungen Menschen unterscheiden sollen, wie etwa Autonomie, Reife, kognitive und emotionale Stabilität, Erwerbstätigkeit und Unabhängigkeit. Diese Eigenschaften spiegeln oft die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen wider, die an Erwachsene gestellt werden.
Erwachsensein gilt in unserer Gesellschaft als Norm, während Kindsein aus einer erwachsenen Perspektive als eine Abweichung dargestellt wird. Diese Konstruktionen und Erwartungen haben einen großen Einfluss darauf, wie Erwachsene und Kinder miteinander interagieren und wie die Lebensphasen gesellschaftlich und individuell bewertet werden.
Verinnerlichter Adultismus
Junge Menschen können in der Kindheit und Jugend Adultismus verinnerlichen. Das zeigt sich z. B. in Glaubenssätzen wie „Ich bin nicht gut genug“. Das prägt das Selbstbild bis ins Erwachsenenalter und führt dazu, dass adultistische Denkmuster und Verhaltensweisen unreflektiert und unbewusst an jüngere Menschen weitergebeben werden.
Verinnerlichter Adultismus führt dazu, dass z. B. auch ältere Kinder jüngeren Kindern gegenüber adultistisch sind. Durch Beobachtung und Erfahrungen lernen sie, dass Abwertung und Unterdrückung jüngeren Menschen gegenüber normal sind.
Adultismuskritische Haltung
Ein entscheidender Schritt für Erwachsene, um sich kritisch mit Adultismus auseinanderzusetzen, ist, in einen Prozess über eigene Glaubenssätze zu gehen und diese zu De-Konstruieren. Erste wichtige Schritte können sein:
• sich über die eigenen Vorstellungen und Erwartungen von Kindsein und Erwachsensein bewusst werden und diese kritisch hinterfragen
• Rechte und Fähigkeiten junger Menschen anerkennen
• Kinder und Jugendliche in ihren Bedürfnissen, Perspektiven und Erfahrungen ernst nehmen und ihre Autonomie fördern
• die eigene Machtposition reflektieren und Entscheidungsspielräume für junge Menschen im Sinne von Powersharing schaffen
• die Rolle als Begleiter*innen und Unterstützer*innen verstehen und raus aus der Rolle der dominierenden Autoritätsperson gehen
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